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Sterne für Reisemobil-Stellplätze: sinnvoll oder kontraproduktiv?

Top-Plätze wie hier im bayerischen Absberg könnten schon bald nach den Sternen greifen. (Foto:Richter)

(hr) Der Deutsche Tourismusverband (DTV) prüft derzeit die Einführung einer Sterne-Klassifizierung von Reisemobil-Stellplätzen, ähnlich der Sterne-Bewertung von Campingplätzen. Gegen das Vorhaben macht die Zeitschrift "Reisemobil International" ihre Leser mobil. Das Magazin befürchtet , dass die Betreiber auch einfacher Stellplätze - etwa an Schwimmbädern und Gasthöfen - dadurch gezwungen werden könnten, ihr Gelände mit Sanitär- und Strom-Ausstattung aufzurüsten, um mehr Sterne zu erhalten, was dann letztlich die Stellplatzgebühren in die Höhe treiben könnte. Zudem vermissen die Reisemobil-Journalisten bei der vom ADAC entwickelten Bewertung für Reisemobilisten wichtige Kriterien wie Rangierbereiche, Nähe zu Städten und Ausflugszielen sowie Öffnungszeiten.

Jetzt wendet sich der ADAC in einem Offenen Brief an den Chefredakteur von "Reisemobil International" im Stuttgarter Dolde Medienverlag, Thomas Seidelmann. Wir veröffentlichen das Schreiben hier im Wortlaut:


Sehr geehrter Herr Seidelmann,

die Fortsetzung Ihrer Kampagne "Uns sind die Sterne schnuppe!" in der Ausgabe 12/2006 von Reisemobil International nehmen wir zum Anlass für einige Richtigstellungen und Anmerkungen. Nachdem Sie Ihre Kampagne gestartet haben, ohne eine Stellungnahme von uns zu erbeten bzw. mit uns als einem der Fachbeteiligten bei Ihrer Recherche keinen nennenswerten Kontakt gesucht haben, sind Ihnen möglicherweise wichtige Einzelheiten zu diesem Vorhaben des DTV nicht bekannt. Mit diesem Brief wollen wir daher zu mehr Klarheit in der Diskussion über eine DTV-Sterne-Klassifizierung von Wohnmobilstellplätzen beitragen. So sehen wir im Übrigen die Klassifizierungen nicht als ein Muss an, vielmehr geht es um den durch die DTV-Klassifizierung möglichen Entwicklungsschub der relativ neuen Branche, den wir von Marktbedürfnissen und nicht von starren Argumenten geleitet sehen möchten.

In Ihrem Artikel "Verglühen die Sterne schon bald" in der oben genannten Ausgabe heißt es: "Die Sterne sollen nach einem Verfahren vergeben werden, welches der Campingplatz-Bewertung des ADAC entlehnt ist". Sie erwecken damit den Eindruck, dass mit einer solchen Klassifizierung eine Fülle von mehr oder weniger unnötigen bzw. campingplatztypischen Ausstattungsmerkmalen auch für Wohnmobilstellplätze gefordert würde. Dies ist unzutreffend. Vielmehr basierte das Klassifikationsmodell, das der ADAC im verantwortlichen Gremium des DTV favorisiert hatte, im Wesentlichen auf den Basisleistungen "Standplatzbeschaffenheit" sowie "Ver- und Entsorgungseinrichtungen". Gerade letztere gehören zu den Dingen, die auch in den Voten Ihrer Leser immer wieder als wichtig genannt werden. Von Sanitäreinrichtungen oder gar einer Rezeption war hingegen nie die Rede − eine kurze Nachfrage bei uns hätte Ihre falsche Annahme schnell klären können. Natürlich geht es um ein stellplatzspezifisches Modell, das der bewährten Stellplatzklassifikation im ADAC Stellplatz-Führer ähnelt und damit völlig anders aufgebaut ist als eine Campingplatzbewertung.

Ebenso wurde in den letzten Ausgaben von Reisemobil International wiederholt die Behauptung vertreten, eine Klassifikation würde zwangsläufig Kostensteigerungen nach sich ziehen. Diese Aussage ist durch Erfahrungen der Vergangenheit oder Analysen nicht zu belegen. Im Gegenteil: Weder bei Campingplätzen noch bei Ferienwohnungen hat die seit vielen Jahren betriebene Klassifizierung des DTV zu Kostensteigerungen geführt. Warum sollte es bei Stellplätzen anders sein? Gut ausgestattete Stellplätze sind bereits heute teurer als einfache Übernachtungsplätze. Daran ändert auch eine Klassifikation nichts. Diese würde es den Wohnmoblisten nur ermöglichen, bereits bei ihrer Reiseplanung die Preis-Leistungs-Relation der in Frage kommenden Stellplätze zu beurteilen. Das schafft Markttransparenz und bewahrt vor Enttäuschungen – das kann doch nur im Sinne aller sein, oder?

Als nicht nachvollziehbar erscheint uns auch die Befürchtung, dass eine DTV-Klassifikation zum Verschwinden von minimalistisch ausgestatteten Stellplätzen führen würde. Auch das ist nicht belegbar und in etwa so plausibel wie die Behauptung, der Guide Michelin würde zum Massensterben von Imbissbuden beitragen. Klassifizierungen sind nach wie vor nur ein Instrument, um Angebot und Nachfrage in die richtigen Bahnen zu lenken – zumal alles ohnehin auf freiwilliger Basis verläuft.

In Ihrer Kampagne fordern Sie immer wieder, dass man es doch dem Markt und den Kunden überlassen solle zu entscheiden, welche Stellplätze mit ihrem Angebot richtig liegen. Eine Klassifikation brauche man nicht. Gut. Aber warum überlässt man es dann nicht auch dem Markt, über den Erfolg einer Klassifikation zu befinden? Wie Sie es aus den bestehenden DTV-Klassifizierungen kennen, wäre niemand gezwungen, seinen Stellplatz klassifizieren zu lassen. Es muss auch niemand auf einem klassifizierten Stellplatz übernachten, wenn er nicht will. Es sollte doch um eine Orientierungshilfe gehen und daher ist die Dramatisierung, die Ihre Kampagne begleitet, für uns schwer nachzuvollziehen.

Gestatten Sie mir an dieser Stelle einen Vergleich mit dem Campingmarkt: Obwohl der DTV nun schon seit vielen Jahren Campingplätze klassifiziert, beschreibt der ADAC Camping-Caravaning-Führer nach wie vor eine große Anzahl von teils herausragend bewerteten Campingplätzen, die sich keiner DTV-Klassifizierung unterziehen.

Was uns im Übrigen etwas erstaunt ist die unterschiedliche Auslegung der Argumentation in Ihrem Hause – je nach Zielgruppe scheinen Sie anders zu argumentieren. Reklamieren Sie für sich in Reisemobil International die Vertretung der Wohnmobilfahrer gegen die Interessen der Campingunternehmer, die sich "über das Sterne-Projekt" freuen, weil dadurch "die Anforderungen an Stellplätze künftig immer höher geschraubt werden", so liest sich dies in Ihrer Schwesterpublikation campingimpulse.de ganz anders. In dieser Zeitschrift, die sich an Campingplatzverantwortliche wendet, nehmen Sie für sich in Anspruch, mit Ihrer Kampagne "den Campingplätzen den Rücken" zu stärken gegen die Konkurrenz der Stellplätze. Warum diese völlig gegensätzliche Argumentation?

Für die Zukunft würden wir uns wünschen, dass Sie uns vor einer Reportage, die uns betrifft, auch zu Wort kommen lassen, um Ihre Leser vor Missverständnissen und falschen Annahmen zu bewahren. Vertrauen Sie bitte auch darauf, dass uns die Praxisnähe von Klassifikationen stets ein dringendes Anliegen ist, denn sonst – das wissen auch wir - "sind dem Gast die Sterne schnuppe". So steht es übrigens wörtlich auf Seite 14 des ADAC Camping-Caravaning-Führers 2006.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Thurn
Leiter Touristische Periodika und Fachliteratur


05.12.06

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